Die Zuschauer finden sich in dem Wirtshaus "Zum grünen Kakadu"
wieder, in dein sich eine merkwürdige Komödie abspielte: Schon der
Wirt ist ungewöhnlich. Eigentlich ist er Theaterdirektor und ein Großteil
der Gäste sind Schauspieler, die einem elegantem Publikum den angenehmen
Kitzel verschaffen, unter dem gefährlichen Gesindel von Paris zu sitzen,
während außen die Französische Revolution und der Sturm auf
die Bastille in vollem Gange sind. Dazu kommen Adelige, die sich nur amüsieren
wollen und bald nicht mehr wissen, wo die Grenzen von Spiel und Wirklichkeit
sind. Und plötzlich erweitert sich der Spielraum: Die Vorhänge vor
den Fenstern der Aula öffnen sich und man sieht die Fahnen der Revolutionäre
im Wind flattern, Feuer wird angesteckt... Aber es spielen sich auch Szenen
aus der (Medien?) Welt von heute ab, Szenen, in denen man ebenso wenig die Grenzen
zwischen Spiel und Wirklichkeit ziehen kann, wie bei dem Geschehen in dem Wirtshaus.
Dazu starren Leute auf die Zuschauer, und machen das Publikum so zu Darstellern.
Während dessen treibt die Handlung auf der Bühne ihrem dramatischen
Höhepunkt zu: Aus dem gespielten Mord wird ein echter, und die Revolution
schwappt von draußen in die Kneipe und fegt alles hinweg...
Der Beifall und fast alle Äußerungen der Zuschauer zeigten, daß
unser Experiment gelungen war. Die Bezüge unserer Improvisationen waren
zwar nicht so eindeutig, daß alle genau unsere Gedankengänge oder
-sprünge nachvollziehen konnten, aber das war ja auch gar nicht beabsichtigt?
Entscheidend war für uns: Das Publikum bekam ein aufregendes, interessantes
und spannendes Theatererlebnis, das gleichzeitig ein paar Fragen aufwarf, über
die man sich auch später noch seine eigenen Gedanken machen konnte.
Roland Eschner