Ein Stück Jubiläum


125 Jahre Albertus Magnus Gymnasium - Dass dieses Jubiläum ausführlich gewürdigt und gefeiert werden sollte, stand zu Beginn des letzten Schuljahres außer Frage. Aber wie konnte sich die Theatergruppe Tam-Tam daran beteiligen? Ein Blick auf die Jahre seit dem letzten Jubiläum 1978 zeigt, dass die Theater- AG in dieser Zeit ein immer wesentlicheres Element unserer Schule wurde. Also lag es nahe, das Theater-Spielen selbst zum Thema einer Aufführung zu machen. Und warum dann nicht gleich ein eigenes Jubiläum feiern, auch wenn es kein ganz rundes ist, dafür ein kölsches: 22 Jahre gibt es nun unsere Theatergruppe.
Allerdings startete das Schuljahr ungünstig. Durch meinen Unfall war lange Zeit an regelmäßiges Spielen nicht zu denken. So konnte ich den Schülern nur verschiedene Improvisationsthemen, sowie einige Stücke oder Teile aus Stücken nennen, die sich ebenfalls mit dieser Frage auseinandersetzen, und mit denen sie sich selbständig beschäftigen konnten.
Endlich war ich wieder gesund, und wir stürzten uns direkt auf so schwierige Fragen wie: Warum spielen wir überhaupt Theater, was macht uns daran so viel Spaß? Und was wollen wir bei unseren Zuschauern erreichen, welches Verhältnis haben wir zu den Zuschauern? Was bedeuten uns die Rollen, die wir spielen?
Spielen wir im "normalen" Leben auch Theater .... ?
Die Antworten auf die Fragen fielen vielfältig aus. Einige Mitspieler haben schon jahrelange Erfahrungen im Theaterbereich gesammelt, andere sind erst dieses Jahr neu zu uns dazugestoßen.
Aber nicht nur die eigenen Erfahrungen der Theatergruppe dienten uns als Ausgangsmaterial, sondern ebenso Vorlagen von Ludwig Tieck, Johann Wolfgang von Goethe, Peter Handke und Botho Strauß.
So entstand, nachdem wir an den Probentagen in Gemünd unser Material gesichtet, ausprobiert und schließlich zusammengefügt hatten, ein furioses Spiel auf unterschiedlichen Ebenen, mal grotesk, mal aggressiv, mal nachdenklich, das Außenstehenden einen Einblick in das Theater des Lebens und in das Theater in der Theatergruppe Tam-Tam geben kann. Gleichzeitig wuchs die Gruppe immer enger zusammen., die Stimmung schlug sich in Spielfreude nieder, die die großen Anstrengungen, die mit der Probentätigkeit natürlich auch immer verbunden sind, oft vergessen machten. (Leider nicht immer, so dass zwei Abiturienten, die z.T. lange mit uns gespielt hatten, die Doppelbelastung von Abitur und Theater nicht aushalten konnten)
Unterstützung bekamen wir einmal von Frau Wilma Westhoff, die, zwar noch neu an unserer Schule, sich sehr für Theater interessiert und sich bei dieser Produktion langsam eingearbeitet hat, zum anderen von der Technikgruppe der Theater-Medien-Klasse 7c, die zusammen mit dem Dozenten Jirca Hana von der Comedia Colonia uns bei der Beleuchtung unterstützt, und schließlich von einer kleinen Gruppe der Theatermedienklasse 6c, die mit einem kurzen Auftritt den Bogen schlägt zu dem Nachwuchs, so wie das schon oft bei Tam-Tam der Brauch war (seit 1985 beim Spektakel in der Hölle viele kleine Teufel und Engel... aber das ist ein anderes Kapitel, oder doch nicht?)
Da wir ehemalige Mitspieler zu diesem Jubiläum als Zuschauer erwarten , bauten wir aus jedem Stück mindestens ein Requisit in das Spiel ein, dass bei den Insidern manche Erinnerungen und einiges Schmunzeln hervorrufen wird. Allerdings ist es nicht notwendig, diese Bezüge zu erkennen, man kann auch so seine Freude haben an dem zum Teil Ungewöhnlichen, was da auf der Bühne und sonst in der Aula passiert, denn die Absurdität, die in vielen Szenen zu Tage tritt, ist durchaus beabsichtigt.

Roland Eschner

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